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Die Schönheit der Nacht.

Viele Wege finden sich, ein fertiggestelltes Werk unter das Volk zu bringen, und mitunter zeigt sich in ihnen, wie es dem Schaffenden bei der Arbeit ging, und wer er ist: Eine Veröffentlichung einer englischen Genregröße überzieht Deutschlands Indie-Clubs mit Release-Parties samt Plattenverlosung, während die Band auf einer Insel weilt; Mühldorfs Indie-Helden Freizeit 98 spielen Samstag ein Release-Konzert zwischen den Berliner Größen Delbo und klez.e und wirken dabei irgendwie deplatziert. Und Sometree buchen sich Schwabings verstecktestes Hinterhoftheater, laden alles was in der Münchner Indie-Szene musikalische Qualität verspricht ein, ein paar Songs zu covern und feiern, während die Nacht hereinbricht einen langen Abend, "zu Gast mit Freunden", auf Brettern die die Welt bedeuten, vor 70 Zuschauern auf Theaterbänken und tiefblauer Bühnenbeleuchtung.

Ausverkauft war das Konzert wohl schon seit längerem, geahnt hat das so richtig wiederum niemand, denn sich Sometree-Karten aus dem Vorverkauf besorgen zu müssen ist ein neues Phänomen - das man der Band gerne gönnt. Also füllte sich schon um 8 der gerade einmal 5 Reihen tiefe "Saal", während draußen auf nicht abgeholte Karten gewartet wurde - immerhin zumeist erfolgreich, im Eingangsbereich fand sich für die meisten ein Stehplätzchen zu vermindertem Preis - , eine kühle Münchner Sommernacht noch keinen Gedanken daran verschwendete über den Hinterhof mit dem kleinen Laubbaum hereinzubrechen und die Nebenprotagonisten der Abends noch ein Bier im Foyer tranken.

Ein paar Kulissenreste um einen ausrangierten Kaffeeautomaten und die sonst sicherlich verhängte Bühnenrückwand des TamS-Theaters boten das Setting auf der einen Seite, ein bestens gefüllter Zuschauerraum auf der anderen, als Uphill Racer den Abend eröffneten, mit einer Coverversion von "End My Repeating": Wo sich in der Sometreeaufnahme Sehnen und Verzweifeln in brachialen Gitarrenwänden und umherirrenden Drumwirbeln Bahn brechen, da setzte die Band mit einer Konzertgitarre und einer Violine andere Mittel. Den Blick etwas nach unten gerichtet, das Flehen um die Forderung und das wilde Ausbrechen vermindert, und an seine Stelle eine sachte Bitte gesetzt, nicht minder eindringlich. Eine Version wie ins Ohr oder eine Sommernacht gesungen, und auf einmal scheint der erbetene zärtliche Trost, oder zumindest der, den die Melancholie des ehrlich Zurückgewiesenen zu bieten hat, nicht mehr allzu fern. - Immer noch scheint es unklar, warum nur in dieser Stadt und diesem Genre niemand über Uphill Racer redet - die Leichtigkeit der Musik, die rätselhaft streift statt zu lasten, nicht fordert, aber spielend einnimmt und in Bildern erzählt, die transportierte Tiefe - die Stärken die sie auch in diese Coverversion gelegt hat - das sollte mehr als genügen um in der stylegeplagten Stadt der Five Fast Hits, der Dr. Nortons und anderen Sportsfreunde ein Aufsehen der Aufmerksamen zu erregen.

Nach Onenoemone- und Notionversionen der oft (im Orangehouse oder auf dem Kulturspektakel) vor oder nach Sometree gesehenen Peter Coretto, die (wie man leider konstatieren muss) nicht ganz den Kern trafen, und eher die Qualitäten der Originale unterstrichen, betrat mit Verstärker die nächste und bereits letzte "Vorgruppe" die Bühne - und noch einmal können Sometree stolz sein, zielstrebig die richtigen Münchner Freunde zu kennen. Wieder nahm die Band die gecoverten Songs auf in ihr eigenes musikalisches Universum, und interpretierte ihr eigenes Verständnis, in ihren eigenen Stärken. Musikalisch zielsicher und ebenbürtig (keine Selbstverständlichkeit, versucht man sich etwa am erstaunlichen Drum- und Gitarrenspiel Sometrees) und präzise im Treffen der Nuancen wurde "Nosebleed" vorgetragen - und der schwelgerisch-minimalistische Sometreesong gewann (kaum fassbarer Weise!) noch einmal an Größe, breitete an dezenten und etwas querstrebenden elektronischen Effekten über Orgel und Stimme die Flügel aus und flog, wo Sometree eine melancholisch-düstere Ballade geschaffen hatten - die Sorge, und das nur oberflächlich ruhige, umgetriebene Nichtausweichen- und Nichtändernkönnen ("still you're the one that hurts the most, shadow that remains, shadow on my face") blieb, aber darüber erhob sich bildlich eine ganze Nacht, und wo der Song in der Sometreeversion in ein stilles Ende ausfadet, boten Verstärker ein wuchtiges und feinziseliertes Stakkato aus Gitarren und Bass, dass die Emotion des Songs schlüssig weitertrug und ihr Stimme gab, ohne den Wortlaut zu verändern, drängte und unternahm den Versuch die Zuhörerschaft um den emotionalen Verstand zu spielen. Ein Sturm, der einen beeindruckt zurücklasst.
Die Interpretation von Pulse wiederum trug auch ihren eigenen Charakter, war dem Original aber bestenfalls ebenbürtig - verschmerzbar, bedenkt man die schiere Größe der Sometreeversion.

Schließlich war es Zeit für die Darsteller in den Hauptrollen die Bühne zu betreten - und die stellten sich gut gelaunt und aufgeräumt wie selten vor: Bernd Bauerochse spricht ruhig und positiv gestimmt, über die abgeschlossenen Arbeiten zu einem Album, dass in der Herstellung ein Mammutwerk gewesen sein muss, und bedankt sich bei den die Ehre erweisenden Bands: Man interpretiert, denke ich, nicht zuviel, wenn man hier ein Ankommen vermutet - vielleicht.weniger in München, als vielmehr auf der Releaseparty zu einem Album, das nicht mehr fertig zu werden schien, und nun doch - endlich - noch ein befriedigendes Ergebnis fand.
Nun wird also, Stück für Stück, dem andächtig lauschenden, in den Sitzen vielleicht etwas zu bewegungseingeschränkten Publikum, dieser bandeigene "Leviathan" vorgestellt, beginnend mit Whatever Makes You Sleep, über ein stürmisch-entschlossenes Hands & Arrows, Bending The Willow, scheinbar immer an der Setliste des Albums entlang: Wenn Sometree "Bending The Willow" diese neue Werk spielen, dann ist es, welche Tageszeit es auch sein mag, Nacht, und es ist Winter - Bilder ziehen, Fragen und Gedanken drehen sich, und die Suche nach dem Ausweg löst sich, vielleicht, darin, nach ihm zu schreien, und ihn zu suchen. Die Qualitäten der Aufnahmen müssen sich vielleicht noch etwas setzen: Live ließen Sometree keinen Zweifel. Ineinanderfließende Gitarren, die mit aller Kraft punktartig hämmernden und treibenden Drums, die über ihrem Krafteinsatz nicht das federnde, jazzige, die Freiheit des Verstandes, verlieren, der wummernde, drängende Bass, die tief empfundenen Vocals und das volle Ausleben der Emotion auf der Bühne: An guten Tagen wird Sometree auf lange Zeit nicht beizukommen sein. Ein Auftritt wie eine Zugfahrt im emotionalen Ausnahmezustand - vielleicht, wie der Versuch, eine fahrende Straßenbahn von innen aus den Gleisen zu werfen… Besonders beeindrucken kann ein unheimlich elaboriertes Soft Remarks, das, zur allgemeinen Verwunderung, an diesem Abend seine Live-Uraufführung erlebt haben soll, und dabei in der Präzision seiner Harmonien und Läufe das meiste der in diesem Land gespielten Musik leichtestens in den Schatten stellte.
Eine Zugabe um ein ekstatisches Monolith, das Nosebleed-Original und ein abschließendes Plaza Desesperados beendete den Abend. Wer einen Blick durch die offene Tür zum Backstageraum riskierte konnte eine gelöst-glückliche Band sehen, während im Foyer "Bending The Willow" wie geschnitten Brot verkauft wurde. Ein Abend, der Zweifel beseitigt, so sie denn da waren: München hat Bands, die das Hören wert sind, und sich vor anderen Großstädten nicht zu verstecken brauchen; Sometree kann sie zur freundschaftlichen Huldigung bitten - und sie können das wirklich, denn hier ist das Potenzial, die Größe und die Sicht vorhanden, die genau das rechtfertigt: Ein Fest mit Freunden feiern, in Schwabings verstecktestem Hinterhof und mit großer Musik - wieviel grö0er ist diese Ehre, als Plattenverlosungen über das Land zu deligieren.

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