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Von wegen Fest-evil.

Fr., 10. Sep. – Berlin Festival 2010

Von wegen Fest-evil.

Inzwischen hat ja jeder Baum sein eigenes Festival.
Da war es mehr eine Frage der Logik als der Zeit, bis die deutsche Landeshauptstadt ein Programm auf die Beine stellen würde, welches auch international die Brust nach außen strecken darf.
Im Zuge und mehr noch als krönender Abschluss der ersten Berlin Music Week war dies 2010 eindeutig der Fall.
Doch es werden wohl weniger die Geschehnisse auf der Bühne als das Newsticker-Drumherum-Lauffeuer in dauerhafter Erinnerung bleiben.
02:30 Uhr war zum Freitag Abend notgedrungen Zapfenstreich und Räumung des Geländes.
Zuviele Menschen zu plötzlich auf zu wenig Platz.
20 000 Besucher wurden auf dem still gelegten Tempelhofer Flughafen erwartet. Eine Zahl, welche es im Vorfeld zu kalkulieren gilt.
Aufkeimendes Gedränge und eine plötzlich brach liegende Einlassmöglichkeit an den Schleusen ließ die Festivalmeute von globaler Herkunft mehr und mehr zu Unverständnis und Weißglut treiben.
Dabei zeigte sich die Organisation generell professionell und wenig löchrig, doch die Sicherheitsbedenken nach dem Loveparade-Duisburg-Szenario stapelten sich in dieser Nacht zum 11. September. So wurde einerseits Publikumsmagnet Fatboy Slim akut aus der Liste gestrichen und 2ManyDJ's konnten ihr Set lediglich halbiert spielen.
Kontrastprogramm hätte nicht mal ein Dixie-Besuch sein können – man zählte 20 Toiletten für die komplette Masse - Starkes Stück bzw. volles Rohr sozusagen.
Von erholsamen grünen Fleckchen durfte man ebenso nur träumen, Beton war, was du läufst.
In einer sicher schweißtreibenden Nacht- und Nebelaktion wurde der Plan für Samstag zeitlich Richtung Ritter-Sport-Format gestutzt, in der Hoffnung, mit einem angepeilten Eventschluss für Mitternacht inklusive.
Doch diese Umstände sind und bleiben lediglich eine Medaillenseite,
der von Tageszeitungen und Foreneinträgen über Dritte propagierte Ausnahmezustand blieb nämlich aus.

Am Ende ist ein Festival eben ein Festival. Und so überraschte das Wochenende zwischen den Obligatorien wie Pizza Mario, knutschenden Pärchen und Tequila in Shot-Form, mit durchgehend akzeptablen Spätsommer-Wetterbedingungen und einer urbanen Besucherschar, die trotz mobiler und auch Kopfhörer-Disko, angenehm weit über „Helga“ und kollektivem Emo-Limbo hinauskommen.
So ein allgemeines Stelldichein ohne Heringe im Boden und vollen Rucksäcken auf dem Rücksitz, kann fast nur das feierliche Festivalfinale der Saison bedeuten.

Der Unterhaltungswert auf den Bühnen pendelte zwischen den Stilen, wollte dennoch nur teilweise überraschen oder für Berliner Verhältnisse stimmungstechnisch anreißen bis schockieren.

Da war die livehaftige Wiederankunft des alten Indie-Recken Edwyn Collins noch die eigentliche Sensation. Weiterhin sichtlich angeschlagen durch die Schlaganfall-bedingte Halbseitenlähmung,
war der „A Girl Like You“-Herr dennoch guter Dinge und erfreut, sein sonniges Nachmittagsset zu spielen. Adam Green hatte auch Motivation getankt, wankt nach dem Abfall seiner Relevanzkurve jedoch in Sachen Songwriting in country-esken Fahrwässern, die nicht mehr urtümlich mit den Augen zwinkern, sondern ungewollt unlustig und steif tönen.
Karrieren, die sich auf Ironie aufbauen, waren seit jeher mit Haltbarkeitsdatum versehen.
Die stilsicheren Editors überzeugten mit amtlicher Lightshow, der gewünschte Druck dagegen blieb irgendwo in den schallenden Gemäuern stecken.

Das perfekte Couple aus Sound und Visuals wurde ohne große Verwunderung durch Fever Ray präsentiert. Dem Tellerrand-Festivalmensch teilweise eine Spur zu mediativ, begeisterte das Wesen zwischen Frau, Baum und Tier den gespannten Rest mit ihrer immer mehr zur Greatest Hits-ausartenden ersten Scheibe. Was Fever Ray an Pop-Querverweisen einsparte, haute Robyn umso geballter in die Menge. Groß inszenierte Songs in Euphorie getunkt, allseits bereit für Heavy-Rotation in Club und Radio. Da schmust es sich mit den Armen himmelwärts fast noch besser.
Auf Tuchfühlung der speziellen Fassung setzten Atari Teenage Riot. Die möglichen Vorreiter des tanzbaren Alarmkommandos streichelten mit der elektronischen Peitsche. Gewalt auf Ansage - Entgeisterte Visagen im Eingangsbereich gab es für lau dazu.
Amiina und Seabear aalten sich hingegen lieber in idyllischen Stillleben ausgetüftelter Strickjackenunterhaltung, experimenteller Folk zum Wohlfühlen auch genannt.

Was Damen am Mikro an Bühnenpräsenz verteilen, bewiesen die fabelhaften Londoner Indie-Dancer von We Have Band mit einem Set voll rhythmusfreudiger Hits samt Hirn. Der Preis für den besten Badeanzug der Saison geht außerdem heimlich an Sängerin und Blickfang Dede WP.
Auch der kaum erahnte Hype um Zola Jesus bewies seine Daseinsberechtigung.
Dramatische Keyboard-Epen mit stimmgewaltiger Blondine, die ähnlich einer Wölfin, aufgekratzt die Bühne auf und ab streifte.
Megaphonic Thrift haben wohl ein paar Nächte mit Sonic Youth-Alben hinter sich?
Parallel träumen Le Corps Mince De Francoise dann vom Titelthema des Karriere fördernden MTV-Push-Magazins. Die nicht wirklich zeitlosen Kompositionen im Clubmantel legen zumindest bereits dementsprechend gut vor.

Die Blood Red Shoes und Hot Chip bleiben die überschätzten Helden der Tage.
Was die einen durch persönliches Charisma wett machen können, gleichen die anderen durch den unmännlichen Charme von Weichzeichner-Discohits aus.
Caribou überzeugten mit progressiven Klanggeflechten aus erster Hand, Neon Indian taten es ihnen in aller Kürze mit ihrer angeschrobenen Ausgabe von Tanzmusik gleich, da wirkten Lali Puna wie die sympathischen Überbleibsel der 90er ohne Mut zum großen Song.
Mit Tricky gab es ein ebenso fast historisches Relikt der Trip Hop-Bewegung von vorgestern.
Dass dieser mit Phil Collins' „In The Air Tonite“ als Intro herrlich gewagt in den besten Opener der beiden Tage startete, soll nicht unerwähnt bleiben.
Boys Noize katapultierten ihren gewollt eindimensionalen Power-Electro von der Main Stage,
doch war es ausgerechnet das LCD Soundsystem, das die Atmosphäre eines gewöhnlichen Stadtfestes -ohne das Groß davor- aufwirbelte. Nicken, Schunkeln, fröhlich sein, Bratwurst futtern – zwei Meter neben richtig uncool.
Doch auch das ist bekanntlich Berlin, weiter so.

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www.corvonism.wordpress.com

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