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Klassisches Understatement

Fr., 17. Okt. – The Last Shadow Puppets, Ipso Facto

von: www.nobono.de.vu

Ein Abend mit Stil. The Last Shadow Puppets zeigen sich im Berliner Tempodrom von ihrer besten Seite. Und laden ein zur Zeitreise in die 60s.

Das Indie-Volk lässt sich ja ungern seinen leicht uniformierten Modestil verbieten, aber manchmal wäre es doch angebracht. Nicht nur um unnötiges Konkurrenzdenken zu vermeiden, sondern auch um Angemessenheit zu symbolisieren. Am gestrigen Abend im Berliner Tempodrom wäre es die stilistische Vollendung gewesen, wenn das Publikum auf Lederjacken, Röhrenjeans und viel zu enge Strumpfhosen verzichtet hätte, sondern stattdessen auf Anzug und Kleidchen gesetzt hätte. Wenn schon Zeitreise, dann nämlich richtig. „Zeitreise“ ist genau das richtige Wort. Denn wenn die Last Shadow Puppets zum einzigen Deutschland-Gig bitten, dann wirkt das schon so, als ob einen der Delorean direkt isn Jahr 1964 geschickt hätte. Die Songs ihres genialen Debüts „The Age Of The Understatement“ scheinen sowieso aus einem anderen Zeitalter zu kommen. Direkt aus der Hochzeit des Gitarrenpop. Knappe, stilsichere Melodien eingebettet in ein Meer aus Streichern und Harmonien, sowie mit natürlichem Hang zu Größe und äußerer Schönheit. Die wird auch auf der Bühne gepflegt. Alex Turner und Miles Kane erscheinen stilsicher im Anzug, selbst Produzent James „Mobile Disco“ Ford, der an dem Abend an den Drums sitzt, hat das Sacko ausgepackt. Und kein Abend mit den Schattenpuppen wäre perfekt, wären da nicht die Streicher. In diesem Fall sind es die Dresdner Sinfoniker, die sich alle ebenfalls in edles Schwarz gehüllt haben. Das hat schon was. Immerhin hatte ich ne Krawatte dabei. Die imposante Zeltkonstruktion des Tempodrom passt dann auch gut zum Anlass. Zusätzlich wurde diesmal auch, vermutlich auf Wunsch der Band, alles bestuhlt. Ja, kein Wunder. Wenn schon „Party like it’s 1964“, dann aber richtig. Immerhin erhoffte ich mir dadurch wildes Aufspringen des Publikums. Dazu animierten Ipso Facto, die weibliche Vorband nicht wirklich. Deren new-waviger Düsterrock erinnerte mich an die leider viel zu früh von uns gegangenen The Organ und war dem Abend sicher angemessen. Zumindest Frisurentechnisch machten sie der Zeit alle Ehre. Betonfester Halt!

Da orientieren sich die Last Shadow Puppets frisurentechnisch anschließend doch eher an McCartney und Co. Kurz vor 22.00 Uhr betritt die Band die Bühne des Tempodroms und entführt dessen Insassen in den nächsten gut 60 Minuten in eine wunderbare Welt aus Melodie und Musikalität. Jeder einzelne Song ihres Debüts ist dabei fast wie ein Lehrstück über einen guten Popsong. Songs, wie „The Age Of The Understatement“, „Separate And Ever Deadly“ oder “My Mistakes Were Made For You” sind wunderschöne Songs, die live, dank des echten Orchesters noch schöner klingen, als auf Platte. So wird denn auch an diesem Abend das ganze Album gespielt, was ja an sich gerade mal etwas mehr als die Hälfte der Spielzeit ausmacht. Also wird der Rest mit einer ebenfalls netten Anzahl an B-Seiten gefüllt. Darunter das energische „Hang The Cyst“, das romantische „Paris Summer“, welches live als Duett zwischen Miles und der Ipso Facto-Frontfrau aufgeführt wird (man verzeihe mir die Unwissenheit ihres Namens), sowie das flotte David Bowie-Cover „In The Heat Of The Morning“. Die schönsten Momente des Konzertes sind die, wenn das Orchester allein spielt. Denn mal im Ernst… es gibt zu wenig echte Streicher bei Rock- und Popkonzerten. Sowas sollte man ändern! Das Outro von „The Meeting Place“, dem vielleicht besten Song des Albums, ist, wie auf eben diesem, einfach wunderschön und herzerweichend, genau wie der anschließende Album-Closer „Time Has Come Again“ als akustisches Zuckerstückchen. Die Band ist gut drauf. Wohl auch bedingt durch das ein oder andere Bier, das sich vor und während des Konzertes genehmigt wird. Am Ende sind’s halt doch nur die Lads aus dem UK.

Für die Streicher gibt’s Applaus. Für den Gig sowieso. Der Zugabenteil besteht aus dem „Doo-Wap“-Song (O-Ton Miles) „Memories“, einem Leonard Cohen-Cover, der einen dann irgendwie, passend zum Zeitreise-Thema auch irgendwie an die Prom-NightAbschlussszene aus „Zurück In Die Zukunft“ erinnert. Euphorie ist da, Ansätze von Tumult gibt’s dann aber erst am Ende bei „Standing Next To Me“. Ein Teil der Masse stürmt Richtung Bühne, einige sogar drauf. Die Ordner (die tragen wenigstens Anzüge) bekommen auch noch was zu tun und die Band freut sich sichtlich über die kleinen Auswüchse der Puppets-Mania. So ähnlich könnte es in den 60ern gewesen sein. Nichts Genaues weiß man. Aber so ähnlich war’s gestern Abend im Berliner Tempodrom. Es hätte noch locker ne Stunde so weitergehen können, aber zufrieden war trotzdem fast jeder. Immerhin bekommt man hier noch was für sein Geld geboten. Eine Stunde, in der die Zeit stillstand. Das einstige Nebenprojekt „The Last Shadow Puppets“ hat endgültig die Reife bestanden und macht den Hauptacts Konkurrenz. Wer weiß, ob sich die zwei noch mal in dieser Form zusammentun. Alex Turner ist seines Zeichens ja eh ein Arbeitstier (die neue Arctic Monkeys Platte ist schon in der Mache)… Vielleicht bleiben die Last Shadow Puppets am Ende auch nur eine kleine, aber irgendwie gewaltig große Besonderheit des Musikjahres 2008. Sie kamen aus dem Nichts und gehen vielleicht auch wieder dahin zurück. Sie hinterlassen ein tolles Album und dieses vielleicht einmalige Konzerterlebnis. Das kann man dann, wenn man will, seinen Enkeln erzählen. Wer will, kann auch noch dazudichten, dass die Leute feinsten Zwirn trugen oder das Tempodrom anschließend von einer ekstatischen Menge zerlegt wurde… Zeitreisen haben ja auch immer was mit Phantasie zu tun ;-)

Setlist:

01 In My Room
02 The Age Of The Understatement
03 Black Plant
04 Separate and Ever Deadly
05 Gas Dance
06 Calm Like You
07 Paris Summer
08 Hang The Cyst
09 The Chamber
10 My Mistakes Were Made For You
11 I Don't Like You Anymore
12 In The Heat Of The Morning
13 The Meeting Place
14 Time Has Come Again
15 Only The Truth
16 Memories
17 Standing Next To Me

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